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Kardiometabolische Gesundheit und Alzheimer

Alzheimer-Krankheit, die häufigste Form der Demenz, wird oft als reine neurodegenerative Störung betrachtet. Die Funktionale Medizin hingegen betont die komplexen Wechselwirkungen zwischen systemischen metabolischen Dysfunktionen und neurologischen Prozessen. Insbesondere kardiometabolische Erkrankungen wie Insulinresistenz, Diabetes, Bluthochdruck und Fettleibigkeit zeigen eine starke Korrelation mit der Entstehung und Progression von Alzheimer 12. Dieser Text untersucht, wie die Funktionale Medizin diese Verbindung durch die Identifizierung von Wurzelursachen und personalisierten Interventionen adressiert.

Insulinresistenz und „Typ-3-Diabetes“

Die Funktionale Medizin betrachtet Alzheimer oft als metabolische Störung des Gehirns, auch als „Typ-3-Diabetes“ bezeichnet. Insulinresistenz im Gehirn beeinträchtigt die Glukoseverwertung, was zu Energiemangel in Neuronen und einer Akkumulation toxischer Amyloid-β-Plaques führt. Studien zeigen, dass eine gestörte Insulin-Signaltransduktion die Neuroinflammation verstärkt und die Synapsenbildung hemmt 4.
Interventionen wie die KetoFLEX 12/3-Diät kombinieren ketogene Prinzipien (Fettverbrennung zur alternativen Energieversorgung des Gehirns) mit intermittierendem Fasten, um die Insulinempfindlichkeit zu verbessern. Erste klinische Daten deuten darauf hin, dass diese Strategie bei 84% der Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung (MCI) Verbesserungen bewirkt .

2. Chronische Entzündung und oxidativer Stress

Kardiometabolische Erkrankungen sind eng mit systemischer Entzündung verbunden, die über Zytokine wie IL-6 und TNF-α die Blut-Hirn-Schranke durchdringt und neuroinflammatorische Prozesse auslöst 4. Oxidativer Stress, verursacht durch mitochondriale Dysfunktion und übermäßige freie Radikale, beschleunigt die Schädigung von Neuronen und fördert die Tau-Protein-Hyperphosphorylierung, ein Schlüsselmerkmal von Alzheimer 4.
Die Funktionale Medizin setzt hier auf antioxidative und entzündungshemmende Substanzen:

  • Curcumin reduziert Amyloid-Plaques und hemmt Mikroglia-Aktivierung 2.
  • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) modulieren entzündliche Pathways und unterstützen die neuronale Membranintegrität 2.
  • Ashwagandha fördert die Regeneration von Nervengewebe und verbessert die mitochondriale Energieproduktion 2.

3. Gut-Brain-Achse und Mikrobiom-Dysbiose

Das Darmmikrobiom spielt eine Schlüsselrolle in der kardiometabolischen Gesundheit. Dysbiose (Ungleichgewicht der Darmbakterien) korreliert mit erhöhter Darmpermeabilität ("Leaky Gut"), was zur Freisetzung von Lipopolysacchariden (LPS) führt. LPS triggert systemische Entzündungen und insulinresistente Zustände, die sowohl kardiovaskuläre Erkrankungen als auch Alzheimer begünstigen 5.
Funktionale Ansätze umfassen:

  • Präbiotika und Probiotika zur Wiederherstellung einer gesunden Mikrobiota.
  • Ballaststoffreiche Diäten wie die MIND-Diät, die das Wachstum kurzkettiger Fettsäuren (SCFAs) fördern, welche neuroprotektiv wirken.

4. Bewegung und BDNF-Expression

Körperliche Aktivität ist ein Eckpfeiler der Funktionalen Medizin. Aerobes Training erhöht den Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF), ein Protein, das Neurogenese und synaptische Plastizität fördert. Krafttraining verbessert ebenfalls die kognitive Funktion.

Genetik und personalisierte Risikobewertung

Die Funktionale Medizin betont die Rolle epigenetischer Modifikationen, die durch Lebensstilfaktoren beeinflusst werden. Das ApoE4-Gen, der stärkste genetische Risikofaktor für Alzheimer, erhöht das Erkrankungsrisiko um das 3- bis 15-fache. Dennoch zeigen Studien, dass eine gesunde Lebensweise (z. B. mediterrane Ernährung, regelmäßige Bewegung) das Demenzrisiko selbst bei Trägern von ApoE4 um bis zu 40% senken kann.
Diagnostische Tools umfassen:

  • Genetische Tests (ApoE-Status, polygene Risikoscores).
  • Biomarker wie Homocystein (Entzündung), HbA1c (Blutzuckerkontrolle) und Omega-3-Index .
  • Advanced Glycation End Products (AGEs) als Marker für oxidativen Stress und Gehirn-Diabetes.

Stressmanagement und Schlafhygiene

Chronischer Stress erhöht Cortisolspiegel, die die Hippocampus-Atrophie beschleunigen. Funktionelle Interventionen wie Kirtan-Kriya-Meditation (12 Minuten täglich) verbessern nicht nur die Gedächtnisleistung, sondern modulieren auch Entzündungsgene und erhöhen die Telomerase-Aktivität um 43% 2.
Schlafmangel stört die glymphatische Clearance, ein nächtlicher Prozess zur Entfernung von Amyloid-β-Ablagerungen. Schlafoptimierung ist daher ein kritischer Bestandteil präventiver Strategien 4.

Fazit

Die Funktionale Medizin bietet ein integratives Framework, um Alzheimer durch die Optimierung kardiometabolischer Gesundheit anzugehen. Indem sie Insulinresistenz, Entzündung, oxidativen Stress und Mikrobiom-Dysbiose als interconnectede Wurzelursachen identifiziert, ermöglicht sie personalisierte Interventionen, die über konventionelle pharmakologische Ansätze hinausgehen. Die Kombination aus Ernährungsumstellung, gezielter Supplementierung, Bewegung und Stressreduktion stellt einen Paradigmenwechsel dar, der nicht nur die Krankheitsprogression verlangsamen, sondern in frühen Stadien sogar umkehren kann.

 

Referenzen

Kciuk, Mateusz, et al. "Alzheimer’s Disease as Type 3 Diabetes: Understanding the Link and Implications." International Journal of Molecular Sciences 25 (2024)

Saeed, Anum, et al. "Cardiovascular disease and Alzheimer's disease: the heart–brain axis." Journal of the American Heart Association 12 (2023)

Pahlavani, Hamed Alizadeh. "Exercise therapy to prevent and treat Alzheimer’s disease." Frontiers in Aging Neuroscience 15 (2023)

Bredesen, Dale: Die Alzheimer Revolution: Das Praxisbuch, 2021

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